Satirische Filmkritik, Film-Satire, Kino-Satire – Zeitraffer.ch

Familie Terror unterwegs.

die innere Sicherheit

Jahr: 2000 Kategorie: ja sowas gibt’s, Sie! Regie: Christian Petzold mit: Julia Humme, Barbara Auer, Richy Müller

Die Keimzelle der Gesellschaft ist bekanntlich vom Aussterben bedroht. Ja einzelne Arten sind bereits verschwunden. So die terroristische Kleinfamilie. Christian Petzold zeigt die letzten, spektakulären Aufnahmen dieser Art in ihrer natürlichen Umgebung.

Zum besseren Verständnis: Terroristen sind Subjekte, die keiner geregelten Erwerbstätigkeit nachgehen und damit Staat, Gesellschaft, Freiheit, Moral, Wohlfahrt, Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität unterminieren. Und tatsächlich – für den ehrlichen Bürger befremdend anzusehen – macht die terroristische Kleinfamilie nichts anderes, als in ihrer Hippie-Karre durch die Weltgeschichte gondeln. An Arbeit denken die nicht mal! Dabei wäre Vati ein prima Fussballtrainer, der auch mal deutliche Worte in angemessener Lautstärke zu sprechen versteht. Und Mama zeigt alle Anlagen zur Erzieherin: steht prompt da und verlangt Erklärungen, als das Kind entjungfert wird, schickt das Kind hinaus, wenn die Erwachsenen diskutieren. Sie gäbe aber durchaus auch die Redakteurin einer Frauenzeitschrift ab.

Wie gesagt: nichts dergleichen. Nur ficken, Auto fahren, sich terrorisieren und Däumchen drehen. Für ein Kind aber ist dieses terroristische Dasein eine Zumutung. Frage an die Tochter von Che Guevara: war Che ein guter Vati? Nein? Hätte er nicht auf die Revolution verzichten und mit dem Nachwuchs das grosse Wettbewerbs-Puzzle zusammen setzen können? Ein Kind will doch einfach nur normal sein wie die andern – d.h eine eigene Bude, neue Klamotten kaufen, CD kaufen, Ferien kaufen, Fun kaufen, Hobbies kaufen, normale Eltern mit Job und Geld, was eben jedes Kind will und braucht, um glücklich werden zu können. Soviel steht mal fest. Ausgestorben ist die terroristische Kleinfamilie aber infolge ihres unglaublichen Pechs in Geldangelegenheiten. «Tageshoroskop lesen!» möchte man ihnen zurufen – doch zu spät.

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Madma • 28. April 2000


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