Satirische Filmkritik, Film-Satire, Kino-Satire – Zeitraffer.ch

Der weite Weg zum Herzchen.

Amélie de Montmartre / die fabelhafte Welt der Amélie

auch bekannt als: Fabelhaftes Poulää Jahr: 2001 Kategorie: die Untiefen des Lebens
Regie: Jean-Pierre Jeunet mit: Audrey Tautou Mathieu Kassovitz Rufus

Es ist nicht leicht, ein Herz zu erobern, zum Beispiel nicht leicht das Herz einer, hmm, Frau. Welche Ansprüche und Wünsche müssen da erfüllt sein, welche Zugeständnisse, Versprechen, Schwüre gegeben, welche Lügen aufgetischt, bis dies Herz sagt «nun gut, ich bin’s zufrieden!»

Bis dies Herz sagt «nun gut, ich bin’s zufrieden!», bis das Herz findet «ich bin glücklich und erobert!» «Ach welche Ansprüche, Versprechen, Lügen», fällt der Chor der Männer ein, «weh uns, weh!». «Brüder! Beklagt euch nicht, denn ihr seid keine Franzosen!», meldet sich an dieser Stelle Regisseur Jean-Pierre Jeunet zu Wort, und zeigt, welcher beschwerliche Weg als einziger zum Herzen eines durchschnittlichen Pariser Mädchens führt, zum Herzen einer – Amélie Poulain! Deren Zukünftiger muss erst einmal obsessive Hobbies pflegen (kann sein: Fussabdrücke in frisch gegossenen Beton setzen oder: missratene Passfotos sammeln), also originell und einzigartig sein, ohne a. wahnsinnig, b. depressiv oder c. asozial zu werden. Beruflich soll er sich zuerst auf der Geisterbahn als Tröster verängstigter Damen bewähren, bevor er im Pornoladen Einsitz nimmt, ohne mit der Wimper zu zucken. Insbesondere betrachtet er ungerührt die prächtigen Brüste der Stripperinnen, die am gleichen Ort arbeiten. Bei einem Augenaufschlag Amélies aber muss sofort das Feuer der Begierde in ihn fahren.

Sind diese ersten Prüfungen bestanden, hat er jahrelang Amélies telephonische Anweisungen zu befolgen, wonach er sich zu dieser und jener Zeit am Ort XY einfinden muss. XY ist dabei eine beliebige Telephonkabine, in welcher der Kandidat neue Instruktionen erhält. Steht der Mann am Ende aber tatsächlich vor der Tür einer Amélie, so muss er sich damit begnügen, Zettelchen darunter durchzuschieben. «So läuft das bei uns in Frankreich«, seufzt Jeunet, «seid froh, Männer des Rests der Welt zu sein!»

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Madma • 21. September 2001


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