Satirische Filmkritik, Film-Satire, Kino-Satire – Zeitraffer.ch

Höllroy, der Punk, scheisst auf Heavy Metal, der einzige Musikstil, den Chicken Masala mag.

Hellboy II – die goldene Armee

Jahr: 2008 Kategorie: Rock’n’Roll, Baby Regie: Guillermo del Toro mit: Ron Perlman, Selma Blair, Doug Jones

Dieser turbulente Musikfilm taucht tief ins letzte Jahrhundert ein, in die Blütezeit der sogenannten elektrischen Gitarre, als die Stilrichtungen des sogenannten Punk und des sogenannten Heavy Metal aufeinanderprallten.

Protagonist Höllroy ist der Inbegriff des Punk und seiner Erscheinung nach eine Ratte mit einer Faust. Regisseur Del Toro leistet sich allerdings einen groben Patzer, indem er Höllroy Zigarren rauchen lässt. Hätte er sorgfältiger in den Archiven recherchiert, wäre es ihm nicht entgangen, dass die Punks Drogen nicht rauchten sondern spritzten. Gelungen dagegen der Einfall, durch die Person von Höllroys Freundin eine flammende Anhängerin der Gruppe «the Cure» einzuführen. Während noch der Kampf der Gitarren tobt, wird dadurch raffiniert bereits der Lifestyle des sogenannten Gothic angedeutet, der auf den Punk folgte.

Höllroys Gegenpart ist Megatoxic Chicken Masala, der letzte Heavy Metal-Leadsänger der Erde, der weniger als 1500 Jahre alt ist. Chicken sucht verzweifelt nach Musikern für seine Band Megatoxic, die bislang nur aus ihm und einem brachialen Drummer besteht. Weil in den Katakomben seines Übungsraums der Stromanschluss fehlt, findet er einfach keine Gitarristen, und kann nur frustriert seine Mega-Bühnenshow üben, für die er irre Tanz- und Bewegungsabläufe einstudiert. Seine Familie drängt ihn, Hard Rock zu spielen wie sein Vater, denn bei diesem Stil konnten auch Flöten eingesetzt werden. Chicken Masala aber schwört, dass Megatoxic elektrifiziert wird, eine LP (Langspielplatte) herausgibt, und den Planeten mit einer gnadenlosen Tournee überzieht.

Von links: Gräte, der Band-Dealer, Höllroy himself, seine flammende the Cure-Freundin, und der Band-Manager.

Von links: Gräte, der Band-Dealer, Höllroy himself, seine flammende the Cure-Freundin, und der Band-Manager.

Darauf kann Höllroy ganz gut verzichten. Er spekuliert seinerseits auf einen grossen Auftritt mit seiner Punk-Band, die bislang nur Insidern bekannt ist. Sein Manager aber meint, dass es dazu noch zu früh sei, und dass die Öffentlichkeit nur schockiert wäre. Er ist eben kein Punk, die doch genau das wollten. Als es zu einer Schlägerei zwischen Gräte, dem dauergespacten schwulen Drogendealer der Punk-Szene, und dem Megatoxic-Drummer WinkeWinke kommt, Hellroy sich einmischt und den Drummer derart beschädigt, dass er an der künftigen Tournee nicht mehr teilnehmen kann, eskaliert der schwelende Konflikt. Wütend startet Chicken Masala seine Tournee als Alleinunterhalter. Er ist überzeugt, dass seine Tanzshow, bei der er auch allerhand spitze Gegenstände herumwirbelt, nach jahrelangem Üben so phantastisch ist, dass der Heavy Metal den Punk auch ohne elektrische Gitarren und ohne LP wegfegen wird.

Er will die Entscheidung und bucht einen gigantischen Konzertsaal und zieht eine so coole Show ab, dass 70 mal 70 donnernde Fans schon zur Bühne wackeln. Höllroy und seiner Gang gelingt es jedoch, ebenfalls in den Saal einzudringen und die schöne Stimmung auf dem Höhepunkt zu zerstören. Höllroy entreisst Chicken das Mikrophon und rülpst so abstossend hinein, dass die Fans für immer verdampfen. Eigentlich wäre jetzt der Triumph des Punk perfekt. Noch am gleichen Tag aber erfährt Höllroy, dass seine Freundin schwanger ist. Er muss einen Job als Verkäufer von Gartenzubehör annehmen. Das war das Ende des Heavy Metal und auch des Punk. Man hat nie mehr etwas davon gehört.

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Madma • 19. November 2008


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