Satirische Filmkritik, Film-Satire, Kino-Satire – Zeitraffer.ch

Der agressive Hausierer will alles Geld für seine Erfindung.

No country for old men

Jahr: 2007 Kategorie: Geld macht glücklich
Regie: Ethan und Joel Coen mit: Tommy Lee Jones, Javier Bardem, Josh Brolin, Woody Harrelson

Die Coens haben sich bereits in früheren Filmen der Sorgen und Nöte von Kleinsparern angenommen und ihre bazillusartig explodierenden Schwierigkeiten beim Versuch gezeigt, zu ausreichend Geld zu kommen. Im vorliegenden Film demonstrieren sie nun, dass die Schwierigkeiten nicht kleiner werden, wenn die Kleinsparer denn wirklich einmal einen Koffer voll Geld beisammen haben und ihn gewinnbringend anlegen wollen.

Dazu wird Jägermeister Muss heranzitiert. In sein Leben  werden zwei Millionen Dollar herangekarrt – bitteschön. Muss hat nichts einzuwenden sondern ist hocherfreut. Doch schon in der folgenden Nacht, den neuen Besitz schlaflos an die Brust drückend, beginnen ihn die Sorgen umzutreiben. Muss – soviel sei verraten – wird seines Lebens nicht mehr froh. Seine immer angestrengteren, ungeschickteren Versuche, eine sichere Geldanlage zu finden, senden durchwegs falsche Signale an die Finanzwelt.

Diese – und das ist die deutliche Kritik der Coens am Finanzsektor – ist am Jägermeister kaum interessiert. Als sie Notiz von Muss nehmen muss, stellt sie gerade mal einen überheblichen, unfähigen Anlageberater ab, denkt aber nicht im Traum an eine Win-Win-Lösung, sondern will dem kleinen Mann schlicht und einfach das Geld abknöpfen. Die Finanzwelt versagt und der Staat bietet auch keinen Schutz. Die Furzidee des Jägermeisters, seinen Geldkoffer in einem Hotel anzulegen, scheitert jämmerlich.

Als Verhandlungspartner bleibt nur jener aggressive Hausierer übrig, der Muss zwingen will, den Gesamtbetrag in seine durchschlagende Druckluft-Erfindung zu investieren. Sein Wundermittel verschafft dem Kunden wohl sofortige Entspannung, eine Art totale Wellness. Es ist aber in viel zu grosse, hässliche, unhandliche Flaschen abgefüllt. Und vor allem ist der Kunde nach der Behandlung so restlos und für immer entspannt, dass er nie mehr ans Zahlen denkt. Der Film endet pessimistisch: Muss ist so angeschlagen und fertig, dass er seinen Koffer voller Geld einfach wegwirft. Der Hausierer seinerseits ist auf sein Geschäft fixiert wie ein Haustier auf seinen Fressnapf und lässt nicht mehr vom Jägermeister ab. Der kleine Mann ist des kleinen Mannes Verhängnis oder frei nach Robert Walser: der unbarmherzigste Kapitalist ist der Suppenverkäufer.

anlegencoenfinanzweltgeldgewinnbringendhausiererjägermeisterkleinsparerkofferschwierigkeitensorgen

Madma • 13. April 2007


Previous Post

Next Post