Satirische Filmkritik, Film-Satire, Kino-Satire – Zeitraffer.ch

Alt-Herren-Kränzchen.

Skyfall – James Bond

Aufklärung des Verbands «Ü50 – wie weiter?». Zu Beginn werden abschreckende Beispiele von Alterswracks vorgeführt. Eines von ihnen ist Herr Bond, Sklave seiner Majestät seit ihm sein erster Zahn ausgeschlagen wurde.

Verleihtitel: mit 50 kommt der Haarausfall Kategorie: Lebenshilfe Jahr: 2012 von: Sam Mendes mit: Daniel Craig, Judy Dench, Javier Bardem, Naomie Harris

Schonungslos werden seine Augenringe und Falten gezeigt und – viel schlimmer – wie er im Berufsleben stehen geblieben und sogar zurück gefallen ist. Der Berufsmann, der ganze Armeen geprügelt hat, der in keinem Haifischbecken und in keiner Folterkammer totzukriegen war, wird gleich zu Beginn mit einem einzigen Schurken nicht mehr fertig. Nach stundenlanger erfolgloser Hetzjagd wird der müde Held sogar von einer Frau abgeschossen! Demütigender könnte der Zustand von J.B. nicht sein.

Bond - nur noch an der Bar souverän.

Bond – nur noch an der Bar souverän.

Nachdem man diese Lektion gelernt hat, gibt’s noch einen oben drauf. Der Film wendet sich «M» zu – in ihrem kuscheligen Büro, mit Tee und Kaminfeuer, sucht Grossmütterchen «M» still und heimlich den Anschluss ans Computerzeitalter. Weil sie sich der Unkenntnis schämt und weil sie schliesslich der Boss ist, kann sie niemanden fragen, wie man eine Email abschickt. Der Film will aber nicht frustrieren und den Ü50ern demonstrieren, wie überflüssig sie sind. Er gibt auch einen handfesten Tipp.

Silver - auch geliftet, aber ideenreich und munter.

Silver – auch geliftet, aber ideenreich und munter.

Dieser wird durch «Silver» verkörpert. «Silver» gehört der Generation von Bond an, ist aber nicht antiquiert, sondern höchst vital und erfolgreich. Er hat eine lukrative Top-Firma, die weltweite Schandtaten auf höchstem Niveau verübt, eine bildschöne junge Geliebte, ist witzig und wird von einem blinden Hass angetrieben, der ihn täglich erquickt. «M» erschrickt zu Tode, als «Silver» ihr einen Virus auf ihren hübschen Laptop schickt, und hat Angst, dass sie sich ansteckt. Zudem richtet er in ihrem Büro eine massive Unordnung an, was sie fast zum Wahnsinn treibt.

M versucht mit dem Computer-Zeugs klarzukommen.

M versucht mit dem Computer-Zeugs klarzukommen.

Für «M», ihren überholten Betrieb, und den gleichaltrigen Bond, mit dem er ausgebildet wurde, verkörpert «Silver» geradezu die «neue Bedrohung». Von dieser Dynamik soll man sich einen Arm oder ein Bein abschneiden, rät der vorliegende Film. Seid zwischendurch gemein, das hält euch jung! So jung und frisch, dass ihr vielleicht sogar eine geniale Idee habt wie «Silver», der einen so unglaublich komplexen Racheplan mit so vielen unwahrscheinlichsten Variablen durchführt, dass die erste Mondlandung dagegen das reine Kinderspiel war.

«Silver» will Bond sogar eine Chance geben und bietet ihm an, sein Mitarbeiter zu werden. Bond bleibt aber verstockt und unflexibel. «M» und Bond sind nicht mehr fähig, ihre Einstellung zu hinterfragen und zu ändern. Folgerichtig enden sie in einem alten, tristen Gemäuer. Dort ergreift die vom 5-Uhr-Tee verweichlichte und müde Grossmutter «M» den ersten sich bietenden Anlass um zu sterben, eine Verletzung an der Hand. Bond seinerseits nimmt eine absolute Abwehrhaltung ein und bringt «Silver» schliesslich kurzerhand zum Schweigen. So geht’s natürlich nicht, das hat am Schluss des Films jeder Ü50er begriffen.

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Madma • 21. November 2012


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