Quantum of Solace
auch bekannt als: Ein Häufchen Nasowas Jahr: 2008 Kategorie: Doku-Drama Regie: Marc Forster mit: Daniel Craig, Olga Kurylenko, Mathieu Amalric
Dieser Schweizer Film wirbelt viel Staub, Dreck und Sand auf! So knallhart wurde hierzulande noch nie abgerechnet. Er habe das politische Klima der letzten Jahre unverfälscht wiedergeben wollen, erklärt Regisseur Forster.
Und so rüttelt und schüttelt sein Film von einem gehässigen Schlagabtausch zum nächsten. Fairness, Kompromiss und Ausgewogenheit sind dabei schnurz: immer behält der Bund, symbolisiert von James Bund, recht. Die selbsternannte Opposition (nicht-Opposition) ist von Beginn an zum Abschuss freigegeben. Ihre Vordenker sind nurmehr Karrikaturen: ein dauergrinsender Mörgeli-Verschnitt, und dazu «Taubmann»(!) – der auf den ersten Blick keine Rolle spielt (die Abwahl lässt grüssen), aber im Hintergrund präsent ist.
Forster rollt kurz die jüngere Geschichte auf, zeigt, wie der Bund richtungslos und unentschlossen auf die geschickten Regierungsbeteiligungen der Opposition reagiert. Dann aber geht es Schlag auf Schlag: an einem Kulturanlass, einer überteuerten live-Inszenierung von Hodler-Gemälden, schneidet der Bund eine geheime Telefonkonferenz der Opposition mit. Forster hat dieses unveröffentlichte Material gemein montiert und stellt die Opposition damit bloss. Ihre Kunstliebe wird als reine Geldgier entlarvt. Während sie von nicht weniger als der Rettung der Schweiz inklusive der restlichen Welt spricht, sieht das Publikum zu, wie sie in Wahrheit Geldgeschäfte meint und abwickelt.
Natürlich ist der Film an diesem Punkt schon bei den Investment-Firmen angelangt. Der Bund begreift endlich, dass die Opposition nichts anderes als eine solche Firma ist und noch viel mehr als eine Finanzkrise in Kauf nimmt. Er setzt alles in Bewegung, was irgendwie rollt, fährt und fliegt, und kann mit allerletztem Einsatz eine bedenkliche Vertragsunterzeichnung mit einem Knall auffliegen lassen.
Damit ist zwar ein Drecksgeschäft verhindert. Wie es aber weitergeht, lässt Forster offen. Die aufrechte schweizerische Oppositionspartei als Gangsterbande – wird da nicht kräftig übers Ziel hinausgeballert? Sein Dokumentarfilm habe keine moralische Aussage, behauptet der Filmemacher. Nur auf den ersten Blick seien die Oppositionellen die Bösen. Im Grunde gehe es aber um einen mythischen schweizerischen Ur-Konflikt: das Wasserschloss und der Goldschatz in den Bergen. James Bund und seine Agenten seien die Hüter des Wassers. Die Opposition hingegen stehe für die Gnomen, die den Goldschatz horten. Diese beiden Prinzipien gerieten in Konflikt, weil die Gnomen nicht mehr genügend Rivella (das schweizerischste und scheusslichste aller je erfundenen Getränke) aus den Werken der Ems-Chemie auf dem Weltmarkt verkaufen können – womit das Anwachsen des Goldschatzes gefährdet sei. In ihrer Verzweiflung befehlen die Gnomen dem Bund, das Wasserschloss zu schliessen, wodurch die Welt Rivella trinken müsste. Als der Bund sich weigert, versuchen sie das Schloss selber zu schliessen und brechen damit das Tabu der Konkordanz. «Es ist dieses mythische, phantastische Element, das mich fasziniert. Von Politik verstehe ich nichts und sie interessiert mich nicht», erklärt Forster.