Satirische Filmkritik, Film-Satire, Kino-Satire – Zeitraffer.ch

die blauen Augen der Wissenschaft.

Das Experiment

auch bekannt als: bist du reif für die Insel? Jahr: 2001 Regie: Oliver Hirschbiegel mit: Moritz Bleibtreu, Maren Eggert, Christian Berkel

Die blauen, blauen Augen der Wissenschaft! Je blauer die Augen, umso tiefer die Wissenschaft. Das ist die Ueberzeugung von Regisseur Hirschbiegel, die in seinem Film deutlich wird.

Die blauen, blauen Augen der Wissenschaft! Je blauer die Augen, umso tiefer die Wissenschaft. Das ist die Ueberzeugung von Regisseur Hirschbiegel, die in seinem Film deutlich wird. Professorin Kneubühls Augen sind sehr, sehr blau, ein Blick von ihr, und den Versuchskaninchen wird ganz anders. Für die Wissenschaft schaut sie aber doch nicht tief genug. Das verstehen wir bei einem Blick in die tief, tief blauen Augen von Chef-leitender-Professor Singsing, dem die blauen Bälle fast aus dem Gesicht kullern, und der folglich an der wahren Erkenntnis arbeitet.

Pech für Singsing ist nur, dass er ausgerechnet bei seinem wichtigsten Experiment, das ihm Weltruhm einbringen soll, nicht dabei sein kann, weil er an eine Cocktail-Party muss. Wunderbarerweise begreifen wir diese Zusammenhänge, während die Geschichte einer Gruppe von Hauswarten und der nichtsnutzigen Mieter ihres ungastlichen Wohnblocks erzählt wird. Die Hauswarte haben ihre Wart-Aufgabe, während die Mieter eben keine Aufgabe haben, sondern nur in ihrem Zimmer herumlungern und die Warte aus Langeweile ärgern.

Hauswarte und Mieter verhandeln die Hausordnung.

Hauswarte und Mieter verhandeln die Hausordnung.

Der Film bietet aber noch mehr: eine Neuerung, die allen Filmfans Sorge bereitet! Wann immer uns die Wart-Sache doch etwas auf die Nerven zu gehen beginnt, blendet Biegel flugs über zu einem andern Film: einer unerträglich doofen Liebesgeschichte mit einer öden Tussi, die im Haus am Meer Champagner trinkt usw., in Kanada lebt usw., der geliebte Vater tot, verlassen etc., und die ihre neue Liebe trifft, natürlich während ihres Autounfalls. Die typische Liebesgeschichte eben, Hausmarke deutscher Film, extrareif. Drei Minuten dieser unmenschlichen Marter, dann zurück zum Hauswart-Film. Und siehe da, obwohl uns dieser eben noch ein bisschen gelangweilt hat, sind wir jetzt wieder mit überschwenglicher Begeisterung und erfüllt von grosser Dankbarkeit voll dabei.

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Madma • 30. Mai 2001


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